Heike Schulze

Biographie

h4Heike Schulze war Pfarrerin mit Leib und Seele. Ein zeitlebens aktueller Alternativberuf für sie wäre Tierpflegerin gewesen. Sie gehörte zu den Initiatorinnen der Kommunität Grimnitz e.V., seit im Berliner Praktisch-Theologischen Ausbildungsinstitut (Predigerseminar) Mitte der 90er Jahre, als die wiedervereinigte Landeskirche (EKBO) nicht mehr all ihre Vikarinnen und Vikare fest übernehmen konnte, bibelorientierte Berufsalternativen bedacht wurden. Sie selbst hatte es mit ihrem Examensjahrgang gerade noch in den Entsendungsdienst und später auf eine Pfarrstelle in der Paulus-Gemeinde Berlin-Lichterfelde geschafft. Aber die Perspektivlosigkeit für die Nachrückenden ließ ihr keine Ruhe, so daß sie sich auch von Lichterfelde aus am Aufbau des Theologen-Selbsthilfe-Projekts Kommunität Grimnitz aktiv beteiligte.

h1Geboren wurde sie am 25. April 1964 in Berlin-Charlottenburg. Sie wuchs in einer Neubau-Siedlung auf, deren Straßennamen an Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Diktatur erinnerten. Auch das Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg Nord trug einen Erinnerungsnamen: Plötzensee, Hinrichtungsstätte vieler Hitler-Gegner. Heike Schulz, so ihr Mädchenname, engagierte sich in der dortigen friedensbewegt-romantischen Jugendarbeit (Pfarrer Bringfried Naumann und Pfarrerin Christa Chen-Freiburg, ihre mütterliche Freundin). Sie wurde langjährige Teamerin im Konfirmandenunterricht.

h3Nach dem Abitur und einem kurzen Selbsttest in einer Kindertagesstätte begann sie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin-Zehlendorf mit dem Studium der Evangelischen Theologie. Ihr Studium finanzierte sie im wesentlichen durch Nachtdienste an einer Tankstelle, auch an einem Imbißstand für Strandurlauber an der Nordsee, zumal die Familie infolge der krankheitsbedingten Arbeitslosigkeit des Vaters finanziell nichts beisteuern konnte. 1992 wurde sie Vikarin mit dem Gemeindevikariat an der Heilig-Kreuz-Kirche/Kreuzberg und einem Spezialvikariat „Kirche und Kunst“. Malerei und Theaterspiel, insbesondere Kabarett, gehörten seit je zu ihren Leidenschaften. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend.

h5Schwerpunkt im Pfarramt der Paulusgemeinde war neben den Gottesdiensten vor allem die Kinder- und Jugendarbeit mit großen Konfirmandenscharen. Seit Ende 1997 zog es sie in ihrer Freizeit aber auch immer wieder in die frisch gegründete Kommunität nach Joachimsthal mit viel handwerklichen und gärtnerischen Einsätzen sowie Seminaren und internationalen Workshops zu „Frieden durch Gerechtigkeit zur Bewahrung der Schöpfung“. 2003 hat sie dann den früheren PTA-Studienleiter und inzwischen Witwer Dr.Claus-Dieter Schulze geheiratet, dessen fester Wohnsitz die Kommunität war. Daraus ergab sich der Wunsch nach einer neuen Pfarrstelle in der Nähe, der 2004 mit der Wahl zur Hugenottenpastorin für die Pfarrsprengel Groß Ziethen und Schwedt-Angermünde in Erfüllung ging.

h2Mit Hingabe war Heike Schulze nun Landpfarrerin und zeitweise auch Moderatorin des Reformierten Kirchenkreises (Mitglied der Kirchenleitung), sanierte die Kirche in Groß Ziethen und die mittelalterliche Heilig-Geist-Kapelle in Angermünde und kämpfte gegen das Schrumpfen des reformierten Einflusses in der Landeskirche. Und das alles, obwohl bei ihr im Oktober 2000 Brustkrebs festgestellt worden war und sie nach Operation, Chemotherapie und Reha nach Monaten geschwächt in den Pfarrdienst zurückgekehrt war. Zehn Jahre später meldete sich der besiegt geglaubte Krebs mit Metastasen wieder zurück und zwang sie nach erneuten Chemotherapien im Sommer 2011 zur Aufgabe ihres Pfarramtes. Ein Jahr lang waren ihr eingeschränkt noch ihre Hobbies Reiten, Wandern und Kanupaddeln vergönnt, aber nach vier Wochen Endleiden ist sie dann am 17.Oktober 2012 im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus gestorben – still und einverstanden mit dem Übergang in ein neues Leben.

Die Kommunität hat ein tragendes und inspirierendes Mitglied verloren, dessen Visionen von lebendiger Gemeinschaft, engagiert und herzlich, uns bleibendes Vermächtnis sind.